Bedenkenswerte Schnipsel zur Gemeinderatssitzung 31.01.2024
O-Ton aus der Sitzung: „Jetzt lasst uns das durchziehen, bevor das Baugebiet dem Naturschutz zum Opfer fällt“ – sehr verstörend ein solcher Gedanke, nachdem der Nachhaltigkeitspreis der Gemeinde Grafenau (und da ging es ja genau um das Thema Naturschutz) ausgelobt wurde.
O-Ton aus der Sitzung: „Endlich haben wir jetzt die Chance, was für unsere Generationen zu tun“ – heisst im übertragenen Sinne nichts weiter, als seinen „Enkelen“ ein Baugrundstückle zu sichern. Es geht also im Kern gar nicht um die Zuwanderung „Fremder“.
Nur die Grünen stimmen gegen die Baugebiete Oberäcker und Malmsheimer Nord – die Einzigen, denen Naturschutz und eine katastrophale Verkehrsanbindung nicht egal ist chapeau.
Wohnflächenbedarf: Es wurde von einer gewissen Volatilität des Wohnflächenbedarfs berichtet: Kurz nachgeschaut in den Daten des statistischen Landesamtes Baden-Württembergs zur Situation in Grafenau zeigt Folgendes: Geburtendefizit von 44 Personen im Jahr 2018; Geburtenüberschuss von 8 Personen im Jahre 2019; Geburtendefizit von 13 Personen im Jahr 2020; Geburtenüberschuss von 8 Personen im Jahr 2021 und Geburtendefizit von 21 Personen im Jahr 2022. Die Wanderungssalden in diesen Jahren sind zwar positiv, d.h. es gab Zuwanderungen, diese sind aber so klein, dass diese die Geburtendefizite gearde so ausgleichen. Jeder, der rechnen kann, erkennt, dass kein wirklicher Wohnflächenbedarf besteht, da wesentlich mehr Einwohner sterben als neu geboren werden und keine nennenswerte Zuwanderung vorhanden ist. Warum also das unnötige Versiegeln von Freilandflächen?? In letzter Konsequenz lässt sich jetzt schon die Vorhersage wagen, dass der Grafenauer Dorfkern immer mehr Wohnungsleerstände aufweisen wird, wenn Zuwanderungen in Neubaugebieten erfolgen. Will der Gemeinderat bzw. wollen wir wirklich diese Erosion unserer Dorfkerne?
Noch eindeutiger sieht die Situation bezüglich der Bevölkerungsprognose des statistischen Landesamtes Baden-Württembergs aus: Die optimistische Prognose unter Einbeziehung von Zuwanderung landet im Jahre 2040 bei gerade mal bei einem Zuwachs von 197 Einwohner/innen. Die Modellrechnung ohne Zuwanderung hingegen landet bei einer Abnahme der Einwohnerzahl von 304 Personen. In der Realität wird wahrscheinlich der Mittelwert eintreten, d.h. die Bevölkerungszahl wird sich nicht verändern. Diese Zahlen sprechen Bände. Es macht daher Sinn, nur ein Baugebiet zu genehmigen. Dies würde der Bevölkerungsprognose gerecht werden. Bedenkt man diese Fakten und die Tatsache, dass verkehrstechnische (gute Erreichbarkeit – beides ist beim Baugebiet Oberäcker und Malsheimer Weg Nord nicht gegeben), raumplanerische bzw. infrastukturelle (z.B. Abwassersituation) und ethische (z.B. keine extreme Mehrbelastung durch Strassenlärm einzelner Anwohner) Aspekte eine wesentliche Rolle bei der Erschließung von Neubaugebieten spielen müssen, dann bleibt letztlich nur das Baugebiet Mittenbühl-Nord übrig – das Baugebiet, dem auch die Grünen in Grafenau zugestimmt haben.